Alternative Forschertage – k.i.d.Z.21 Heimspiel

Leider muss der Gaisbergferner weiter auf Eggenfeldner Schüler*innen warten. Für den aktuellen k.i.d.Z.21 Jahrgang gab es dennoch ein kleines Trostpflaster. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Geographie der Uni Innsbruck wurde ein Alternativprogramm vor Ort in Eggenfelden entwickelt, welches wesentliche Bestandteile der Forscherwoche in Obergurgl enthalten sollte. Und doch ist die Faszination des Hochgebirges nicht zu ersetzen.

Zu Beginn der alternativen Forschertage sollten die Jugendlichen intensiv ihre Umgebung beobachten und diese bewusst wahrnehmen. Für eine Fotosafari wurden ihnen folgende Aufgabenstellung mit auf den Weg gegeben. „Beobachte deine Umgebung, z. B. Landschaft oder Menschen, intensiv. Welche Eindrücke verbindest du dabei mit dem Begriff „Klimawandel“?“. Die Schüler*innen sollten ihre Eindrücke in einem oder mehreren Fotos festhalten und diese auf eine gemeinsame Seite hochladen. Im Anschluss tauschten sie sich in Gruppen über die gesammelten Erfahrungen mithilfe folgender Fragestellungen „Welche Gedanken sind euch in den Sinn gekommen?“, „Was hat euch überrascht?“ aus.

Im Anschluss nahmen die Lernenden nacheinander an zwei Forscherstationen „Regionale Böden und der Klimawandel“ und „Umweltethik“ teil.

Weltweit befindet sich im Boden doppelt so viel Kohlenstoff wie in Atmosphäre und Vegetation zusammen. Die Erwärmung des Bodens setzt CO2 frei und heizt den Klimawandel weiter an. Bei zunehmenden Wetterextremen, wie den aktuellen Starkregenereignissen, schützen uns gesunde Böden vor Naturgefahren, wie Muren, Hangrutschen und Erosionen. Trotz dieser wichtigen Leistungen des Ökosystems Boden für den Menschen, besonders in Zeiten des Klimawandels, ist in der Schulbildung bis jetzt noch wenig Bewusstsein über diese Zusammenhänge vorhanden. In der Station zu regionalen Böden und Klimawandel erforschten die Schüler*innen mit Unterstützung von Melanie Frick (Universität Innsbruck) wichtige Eigenschaften des Bodens auf der Wiese und im Wald selbstständig mit diversen Instrumenten und Materialien. Mit Bohrstock und Spaten untersuchten sie verschiedene Bodenhorizonte und -farben, erfuhren die Bodenarten mit verschiedenen Sinnen. Auf Basis der vielfältigen Ergebnisse wurden zentrale Zusammenhänge mit dem Klimawandel am Ende in einer offenen Diskussion mit dem Experten Maximilan Gerl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landau-Pfarrkirchen ausgetauscht.

Der Klimawandel konfrontiert uns zudem mit grundlegenden ethischen Fragen: Was ist Natur? Was ist das Verhältnis von Mensch und Natur? Was ist Natur wert? Was müssen wir tun? Was können wir hoffen?

Diesen und weiteren Fragen gingen die Schüler*innen gemeinsam mit der Umweltethikerin Nina Liebhaber (Universität Innsbruck) auf den Grund.

Zur Einleitung in die philosophischen Fragestellungen kartierten die Schüler*innen in einem Abschnitt des Lichtlberger Waldes ihre Beobachtungen und Gefühle. Sie identifizierten verschiedene Bereiche, die sie der Natur zuordneten (bspw. Vogelgesang, Bäume, Pflanzen) und auch viele Dinge, die sie mit Menschen verbinden (bspw. Wege, Holzeinschlag, Häuser). 

Daraufhin erstellten die Schüler*innen Modelle von ihrer Wahrnehmung der aktuellen Beziehung zwischen Mensch und Natur. Dabei war eine besonders anschauliche Beschreibung: „Wir spielen Fußball mit unserer Erde und wenn wir nicht auf sie aufpassen, platzt sie irgendwann.“ Eine andere Gruppe präsentierte zwei Facetten der Natur: Sie erscheint einerseits klein oder unbedeutend, weil der Mensch sie auf so vielerlei Art und Weise kontrolliert, aber andererseits schwebt sie über allem was wir haben und sind und bietet die Grundlage für unsere Existenz. Als Idealvorstellung für die Beziehung zwischen Mensch und Natur beschrieben viele der Jugendlichen einen harmonischen Zustand, ein Zusammenleben im Einklang.

Zum Abschluss am zweiten Tag nahm eine Traumreise die Schüler*innen mit in ihre Zukunft in etwa 50 Jahren. Sie reisten an einen Ort, der ihnen viel bedeutet und dachten von dort über ihr Leben und das, was ihnen dabei wichtig ist, nach. Wieder zurück in der Gegenwart hielten sie ihre Eindrücke aus der Zukunft in einem Brief an sich selbst fest. Was sie konkret durch k.i.d.Z.21 gelernt und erfahren haben, dokumentierten die Schüler*innen daraufhin in kurzen Videos. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihnen der Bezug des Klimawandels zu ihrem Alltag. Der Klimawandel ist für sie nicht länger ein Phänomen, das zeitlich oder örtlich weit weg ist, sondern steht in Verbindung zu ihrem persönlichen Leben und Handeln.

Anschließend fand die Projektarbeitsphase mit dem Wettbewerb „Projektarbeit des Jahrgangs“ ihren Abschluss. Nach der Vorstellung der besten Projektarbeiten der Klassen konnte sich das praxisorientierte Projekt „Aufforsten“ von Leopold Bauer, Maximilian Brandstetter und Paul Lettl (Klasse 9A) durchsetzen. Eindrucksvoll schilderten sie die Bedeutung des Waldes und berichteten von ihrer zukunftsorientierten Aufforstung in einem Waldstück bei Pfarrkirchen. Das Filmprojekt „Umweltreport“ von Felicitas Asbeck, Hannah Ellinger & Franziska Haas (Klasse 9C) belegte den zweiten Platz, das Filmprojekt „Wald“ von Nico Koglin & Raphael Zollner (Klasse 9B) belegte den dritten Platz. Beide Filmbeiträge können auf dem YouTube-Kanal des Karl-von-Closen Gymnasiums angesehen werden.

Das Ende von k.i.d.Z.21_classic 2021 markierte der Post-Test. Für die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projekts ist es wichtig die Bewusstseinsänderung der Schüler*innen im Vergleich zum Pre-Test zu Schuljahresbeginn zu ermitteln.