ErasmusDays Oktober 2020

Im Rahmen der ErasmusDays 2020 im Oktober interviewten wir unsere Partner über ihre Erfahrungen der letzten Monate:

COVID19 und der Lockdown haben zweifellos unser alltägliches Leben ziemlich stark beeinträchtigt. Doch wie erging es unseren Erasmus+ Partnern aus den anderen Ländern?

Spanien

Meine spanische Freundin wohnt in Valencia. Der Lockdown im Frühjahr war in Spanien noch strenger als hier. Viele durften wochenlang das Haus überhaupt nicht verlassen. Sie berichtet, dass sie anfangs schlecht schlief und nicht mit der gewöhnlichen Energie ihre Hausaufgaben erledigte.

Sie kennt schon viele Leute, die sich mit dem Virus infiziert haben und zurzeit ist ihre Cousine erkrankt. Aber es gab auch Momente der Freude: jeden Tag der ganzen zwei Monate standen sie und ihre Nachbarn abends um acht Uhr draußen auf ihren Balkonen und applaudierten für alle, die das System aufrechterhalten.

Als am achten September die Schule wieder begonnen hat, entschlossen sich manche Schulen dazu online zu arbeiten, andere teilten die Schüler in zwei Gruppen auf und wiederum andere (so auch ihre Schule) starteten ganz normal, allerdings mit einigen Sicherheitsregelungen. Zuvor bekamen aber auch diese Schüler in einigen Fächern die Aufgaben per Internet.

Im Großen und Ganzen findet sie die strengen Regelungen sehr gut, da sie, wie bereits erwähnt, selbst einige Infizierte kennt.

Thea Böhme

Polen:

Für meine polnische Freundin war die Anfangszeit von Corona besonders schwer, zwar ist niemand aus ihrer Familie oder näherem Bekanntenkreis erkrankt, aber mit dem Lockdown war es Jugendlichen anfangs untersagt das Haus zu verlassen, damit konnte sie ihre Freunde nicht treffen. In dieser Zeit hat sie mir erzählt, wie froh sie über ihren Garten war. Das Homeschooling lief bei ihr gut, allerdings wurden sie, wie sie mir berichtet hat, mit Arbeit überschüttet und zusätzlich haben die Lehrer auch Noten von den Schülern gemacht. Damit war der Druck und Stress in dieser Zeit sehr hoch. Sie meinte, dass die Lehrer mit der Situation ziemlich überfordert gewesen seien und sich dies negativ auf die Schüler ausgewirkt habe. Nach dem Lockdown kam auch bei ihr eine Zeit des Hybridunterrichts, wie es bei uns in Bayern war. Im Sommer hatte sie dann zwei Monate Ferien, die sie zum Erholen nutzen konnte, mit ihrer Familie war sie in Italien und in Österreich in der Nähe der Zugspitze im Urlaub. Nach den Ferien begann der Unterricht wieder normal, mit Maskenpflicht auf dem Schulgelände, aber nicht im Unterricht. Bei den steigenden Infektionen jedoch, wurde nun eingeführt, dass sie auch während des Unterrichts Masken tragen müssen. Aufgrund der sich verschlechternden Lage wurde kürzlich beschlossen, dass es keinen Präsenzunterricht mehr in den Schulen geben wird und wieder alles digital abgehalten wird.

Samirah Lipps


Bulgarien

Unsere zwei Freunde aus Bulgarien berichteten foldendes:

Obwohl anfänglich der Lockdown für sie ziemlich entspannend war, brachten nach einer so langen Zeit die Ausgangsbeschränkungen auch negative Aspekte mit sich. Diese waren zum Ersten natürlich die Langeweile aber des Weiteren auch starke psychische Belastungen, aufgrund der Isolation und des Fehlens jeglicher Kontakte außerhalb des eigenen Familienkreises. Obwohl sie sich oft mit Freunden online über verschiedenen sozialen Plattformen „getroffen“ haben, teilte uns meine bulgarische Freundin mit, dass ihr Grundlegendes fehlte an der Kommunikation über das Internet, so zum Beispiel der Blickkontakt bei Gesprächen. Ähnlich empfand sie auch den digitalen Unterricht.

Für sie und viele unserer bulgarischen Partner war das Schuljahr 2019/20 das Abschlussjahr, welches sich die meisten wahrscheinlich völlig anders vorgestellt hatten. Das letzte Jahr sollte mit Feiern und neuen Abenteuern gefüllt sein, doch darauf musste leider aufgrund des Lockdowns und des Virus verzichtet werden. Eine Art „Abiverabschiedung“ konnte traurigerweise auch nicht stattfinden, aber jedoch ein kleiner Abiball, welcher uns als „unvergessliches Ereignis“ beschrieben wurde. Dort hatten sie eine letzte Möglichkeit alle gemeinsam Zeit zu verbringen und Spaß zu haben, bevor sich ihre Wege vorerst einmal trennen würden.

In den Sommerferien, als sich die Lage ein wenig entspannt hatte, durften sie sogar reisen und mein Freund erzählte mir, dass er zu seinem Geburtstag im Juli nach Griechenland geflogen sei, um Urlaub zu machen. Meine Freundin hingegen besuchte möglichst viele Freunde, unter Berücksichtigung der vielen Hygieneregeln, in verschiedenen Städten, um vor ihrem Studienbeginn noch Zeit mit ihnen zu verbringen.

Der Lockdown in Bulgarien fand ähnlich wie hier in Deutschland statt, d.h. man durfte nur aus triftigen Gründen das Haus verlassen und sich nur mit einer begrenzten Anzahl an Personen aus anderen Haushalten treffen. Beide Befragte sind der Meinung, dass diese Maßnahmen, obwohl sie nicht schön waren und sie teilweise auch psychisch sehr belasteten, vollkommen notwendig gewesen seien. Meine Freundin meinte, dass das Virus zu Beginn massiv unterschätzt wurde, weshalb es sich auch so schnell verbreiten konnte. Die zwei Bulgaren erwähnten außerdem, dass sie -zum Glück- niemanden kennen, der an COVID19 erkrankt sei bzw. schwer getroffen worden sei.

Beide studieren nun. Da das Virus aber leider noch längst nicht weg ist, finden viele Kurse online statt.

Insgesamt kann man sagen, dass sowohl Deutschland als auch die anderen (Erasmus+) Ländern, von Corona (bzw. von den Maßnahmen dagegen) stark betroffen waren und immer noch sind. Meiner Meinung nach wird es noch eine Weile dauern, bis unser aller Leben zu einem „Normalzustand“ wiederkehren kann, doch mit einer Einführung eines Impfstoffes gegen COVID19 -hoffentlich schon bald, glaube ich- könnte ein riesiger Schritt in diese Richtung gemacht werden.

Gounshnah Rampersad