Eine etwas andere Deutsch- und Geschichtsstunde fand am 21.03.2025 am Karl-von-Closen-Gymnasium für die achten Klassen statt. Der Autor und Literaturwissenschaftler Marty Sennewald stellte sein Romanprojekt „HHHH“ vor, in dem es um den 17-jährigen Herbert Held geht, der 1943 an die Westfront eingezogen wird und dort ein dreiviertel Jahr später stirbt.
Vor zwei Jahren besuchte Sennewald, der damals Stadtschreiber von Burghausen war, schon einmal das Karl-von-Closen-Gymnasium, um aus seinem Manuskript zu lesen. Nun ist es fertig und steht kurz vor der Veröffentlichung.
Die Idee für seinen Roman hatte Sennewald, als er Feldpostbriefe eines jungen Soldaten auf dem Dachboden einer Bekannten in seinem Geburtsort Sondershausen in Thüringen fand. Für die heutige Generation, die mit den digitalen Medien aufwächst, mag es schwer vorstellbar sein, dass diese Briefe der einzige Kontakt der Soldaten zu ihren Familien waren. Der Autor ließ die Schüler raten, wie viele Briefe von 1939 bis 1945 von deutschen Soldaten verschickt worden waren und sie staunten über die hohe Anzahl von 30 Milliarden. Einen der etwa 80 Briefe, die Herbert Held an seine Mutter geschrieben hatte, präsentierte Sennewald, und die Schüler versuchten die altdeutsche Schrift zu entziffern.
Anschließend las er einen Abschnitt aus seinem Roman. Darin reflektiert der Ich-Erzähler, der die Briefe findet, immer wieder das Schreiben und den Umgang mit den gefundenen Dokumenten: Was schreibt der Sohn an die Mutter und was lässt er weg? Der Autor berichtete, dass die Briefe zum Teil sehr oberflächlich seien. Ein Grund hierfür ist wahrscheinlich, dass Herbert seine Mutter schonen wollte und ihr deshalb nicht alle Grausamkeiten des Lebens an der Front erzählte. Umso interessanter seien die Recherchen gewesen, die Sennewald dank verschiedener Stipendien finanzieren konnte. Abgeglichen hat er die Informationen aus den Briefen im Militärarchiv Freiburg und auf einer Recherchereise in die Normandie, wo Herberts Panzerlehrdivision stationiert war und wo der junge Soldat starb.
Marty Sennewald schaffte es mit seiner Präsentation, die Schüler in den Bann zu ziehen und sie zur Auseinandersetzung mit diesem ernsten und aktuellen Thema anzuregen. Die etwa 100 Achtklässler hörten interessiert zu, wie der Autor von seiner Recherche- und schriftstellerischen Tätigkeit erzählte und stellten ihm im Anschluss viele Fragen.
Anna Raschick
