„Kleine Schritte haben eine Vorbildfunktion“

von Doris Kessler

Eggenfelden. Auch wenn die Corona-Pandemie den Schulalltag auf den Kopf gestellt hat – am Karl-von-Closen-Gymnasium haben die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen rund um Umwelt- und Klimaschutz auch 2020/2021 vertieft. Erfolgreich haben sich die 10. und 11. Klassen nun am „k.i.d.Z.21_aCtiOn2“-Projekt beteiligt – und dabei ihre Schule auf Herz und Nieren und ihren ökologischen Fußabdruck untersucht.

„Kompetent in die Zukunft – kidZ21 action2“ baut auf der erfolgreichen Forschungs-Bildungskooperation zwischen dem Institut für Geographie der Universität Innsbruck und dem Karl-von-Closen-Gymnasium auf und geht dabei über die reine Wissensvermittlung, Wahrnehmungsförderung und Gestaltungskompetenz hinaus, da mit wissenschaftlicher Begleitung Klimaschutzhandlungen geplant und umgesetzt werden sollen. Beteiligt waren dieses Mal neben dem Karl-von-Closen-Gymnasium auch das Reithmanngymnasium Innsbruck und das BRG Kufstein. Ganz genau nahmen die beteiligten Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Wochen und Monaten ihre jeweilige Schule unter de Lupe, was den ökologischen Fußabdruck betrifft. „Nicht nur Wasser und Strom nehmen Einfluss auf den Klimawandeln, sondern auch Ausflüge oder der Papierverbrauch an der Schule. Auch der Einfluss der Schüler ist größer, als wir ursprünglich dachten“, so Schülerin Alissa Fuchs im Rahmen der Präsentation der Ergebnisse. So könne man, wie Sophia Breu verdeutlichte, beispielsweise umweltfreundliches Papier verwenden. Auf der anderen Seite müsse man deutlich machen, dass man durch Tausch einer klassischen Schultafel gegen Whiteboards nun einen Stromverbraucher mehr im Klassenzimmer haben. Das Ergebnis einer Umfrage stellte Felix Tzscheuchtschler vor: So habe man Lehrer und Schüler befragt, wie sie denn jeden Morgen zum Gymnasium gelangen. Fazit: Der Großteil der Lehrer kommt mit dem Auto, doch auch die Schüler setzten überwiegend auf „Motorisierung“ auf dem Schulweg. Wobei, wie Josef Baumgartner feststellte, viele mit dem Bus kommen, „aber es werden auch viele mit dem Auto gebracht.“ Aufgrund der schlechten Zugverbindung wählen nur wenige Schüler dieses Fortbewegungsmittel, „erfreulich ist aber, dass gar nicht wenige zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen.“ Trotzdem könne man jene Schüler, die mit dem Auto gebracht werden, diesbezüglich sensibilisieren. Wie klimafreundlich die Kühlschränke in der Schule sind, erläuterte Maximilian Bauer. Hier sei der Einfluss der Kältemittel auf den CO2-Fußabdruck eher gering. Emma Riedler stellte ihre Vision von klimafreundlicher Pause vor: Das Essensangebot am Schulkiosk könnte umweltfreundlicher sein, mit regionalen Lebensmitteln. Auch das Angebot an pflanzenbasierten Gerichten könnte ausgebaut werden. Und, ergänzte Maximilian Bauer: Man könnte den Getränkeautomaten statt mit Einweg mit Mehrweg-Flaschen befüllen oder statt Kleinstpackungen Ketchup und Senf große Dosierspender aufstellen. Nathalie López-Buchner könnte sich ein Hochbeet am Gymnasium vorstellen, wo insbesondere jüngere Schüler viel lernen könnten. Josef Baumgartner auch die Erweiterung der bereits 2010 installierten PV-Anlage. Jene lieferte 2020 rund 74 Megawattstunden Strom, „doch unsere Schule ist groß, da gäbe es noch weitere Dachflächen die frei sind, zum Beispiel auf der neuen Turnhalle.“ Jenen per PV-Anlage produzierten Strom könne man für den Schulbetrieb verwenden.

In einer Online-Diskussionsrunde konnten die Schüler die zugeschalteten Experten – unter anderem Gerd Michelsen, Professor für Nachhaltigkeitsforschung, und Meteorologin und Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, noch mit Fragen rund um den Klimawandeln konfrontieren. „Können wir tatsächlich dem Klimawandel mit unsren Aktionen entgegenwirken?“, stellte Nathalie López-Buchner eine Frage, die wohl viele bewegt. „Wer soll es denn machen, wenn nicht wir?“, fragte Helga Kromp-Kolb zurück. Klimawandel sei entstanden, weil sich viele kleine Dinge verändert hätten. Und so müsse man ihn mit vielen kleinen Dingen und Aktionen auch wieder zurückdrehen. „Kleine Schritte haben eine Vorbildfunktion“, ist die Fachfrau überzeugt. Man lebt gesünder, umweltfreundlicher, besser – „das ist keine Frage des Verzichts, sondern der Gewohnheitsänderung.“ Es komme auf diese kleinen Aktionen an – „was natürlich nicht heißt, dass Politik und Wirtschaft nicht handeln müssen. Aber es ist wichtig, dass auch der Einzelne was macht.“ Auch Prof. Hans Stötter, der das k.i.d.Z.21-Projekt seit Jahren vorantreibt, machte klar: „Wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass wir etwas verändern können, dann würden wir das nicht machen.“ Genauso sah es Fritz Schneider als Vertreter der Schulleitung des Karl-von-Closen-Gymnasiums: „Ich sehe aktuell eine fatale Kombination aus Bequemlichkeit und Resignation. Jede Aktion, die wir starten, jeder Eingriff in die Atmosphäre zieht eine Reaktionszeit von dutzenden Jahren nach sich. Die Generation, die jetzt aktiv wird, bekommt den Lohn dafür nicht in den nächsten fünf Jahren.“ Und deshalb müsse man der jetzigen Generation klar machen, dass sie nicht aufgeben dürfe: „Die Folgen des Klimawandels sind wesentlich unbequemer als die Dinge, die wir jetzt initiieren. Das Klima verändert sich nicht langsam, es verändert sich schnell, wir reden mittlerweile vom Kipp-Moment. Und da reicht ein kleiner Beitrag, wie beim Seiltanz, um in der Senkrechten zu bleiben.“ Dem schloss sich Gerd Michelsen an: „Es ist wichtig, dass der Druck aus der Bevölkerung, insbesondere der jungen Generation, hochgehalten wird.“

Nach der Aufstellung des ökologischen Fußabdrucks der Schule mithilfe des Treibhausgasbilanzierungstools ClimCalc 2.0, welches bereits erfolgreich an den österreichischen Universitäten angewandt wird, soll im nächsten Schritt (Schuljahr 2021/ 2022) die Bilanzierung an regionalen Unternehmen vorgenommen werden. Interessierte Firmen können sich gerne mit der Schule in Verbindung setzen.

TeilnehmerInnen am Projekt „k.i.d.Z.21_aCtiOn2“ mit Schulleiter Markus Enghofer und den betreuenden Lehrkräften Matthias Röckl und Simon Schiller (v. l. n. r.)

Nach dem Motto „kleine Schritte haben eine Vorbildfunktion“ fahren die TeilnehmerInnen Leon Dietrich, Josef Baumgartner, Maximilian Bauer, Nicolas Barth und Sophia Breu mit dem Rad zur Schule. Unterstützt werden sie dabei von StR Matthias Röckl und Schulleiter Markus Enghofer (v. l. n. r.).