P-Seminar Biologie am Karl-von-Closen-Gymnasium kooperiert mit Universität Innsbruck und österreichsischem Gymnasium
Zum Ende des Schuljahres wartete auf rund 30 Schülerinnen und Schüler des Karl-von-Closen-Gymnasiums Eggenfelden und des Gymnasiums Landeck (Tirol) ein ganz besonderes Highlight: sie lernten sich endlich persönlich kennen und verbrachten zusammen mit Lehrpersonen, Bildungsforschenden und einer Psychologin mehrere Forschungstage in Galtür im Paznauzntal.
Im Rahmen des Projekts KIDZ PAZ NOWn der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck, welches von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gefördert wird, erforschten die Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren verschiedene Themen im Zusammenhang mit Resilienz unter einem sich verändernden Klima.
Am Tag der Anreise wurde zunächst das gute Zusammenleben untereinander und mit der Umwelt für die gesamte Woche mit gemeinsamen Regeln beschlossen und besiegelt. Danach ging es in Zweiergruppen mit einer Schnitzeljagd in den Ort, wo Menschen, Natur und Besonderheiten genauer erkundet wurden. Dabei sind auch einige Selfies mit echten Galtürerinnen und Galtürern entstanden. Das Abendprogramm umfasste Bergsportübungen, kreatives Besinnen und sanftes Ankommen mit einer Yogaeinheit.
Die Vormittage starteten jeweils mit dem Tages- und Wochenmotto der Resilienz für einzelne Personen, für die Gemeinschaft, den Ort Galtür sowie für ein Hochgebirgstal im Allgemeinen.
Ein zentrales Thema des Projekts im Einzugsgebiet des Paznauns umfasste auch Wasser im Zusammenhang mit Resilienz. Einerseits als erneuerbare Energiequelle mit einem Anteil von fast 50% in Tirol (im Gegensatz zu 21% in Bayern), stand es auch oft im Konflikt mit Umweltschutz mit diskutierten Projekten des Platzertals und des Kaunertals.
Um ein Gespür für die Erzeugung von Wasserenergie zu bekommen, wurden über einen Vormittag in Kleingruppen mit kleinen Turbinen, Schläuchen und Leuchtdioden kleine Kraftwerke am Jambach gebaut. Nachmittags folgte eine Exkursion zu den Illwerken beim Silvrettastausee, wo Funktionsweise und Versorungsgrad in einer größeren Dimension veranschaulicht wurden. „Durch den Höchststand der derzeitigen Wassermassen, welche durch die voranschreitende Gletscherschmelze in den Talbächen abfließen, haben wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weniger Wassermengen zur Verfügung und müssen dementsprechend die Versorgungsfrage neu klären“, so die Aussage der Experten des riesigen 800m im Berg gelegenen Wasserkraftwerkes bei der Führung.
Einerseits eine zentrale Lebensgrundlage, andererseits auch ein großer Risikofaktor in einem konstant wärmer werdenden Klima: Wasser in Form von Überflutungen und Lawinenereignissen als Folge von Starkniederschlägen im Winter und im Sommer gefährden Menschen und Siedlungen und es braucht zukunftsfähige Maßnahmen. Auf diese Themen hatten sich die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars Biologie bereits im Laufe des Schuljahres vorbereitet.
Mitte der Woche folgte die geführte Begehung des Jamtalferners mit einem einheimischen Bergführer in kleinen Seilschaften. Mit begleitenden, fachlichen Diskussionen und durch den Vergleich mit historischen Gletscherfotos wurde für die Jugendlichen erst im Gelände die Dramatik der Gletschermelze nachvollziehbar: allein im Jahr 2023 verlor der Jamtalferner -41 Meter an Länge und seit Messbeginn ganze -1.492 Meter. Für viele der Heranwachsenden bot dieses Erleben mit vielen Sinnen in der Gemeinschaft und in einer einzigartigen Hochgebirgswelt eine erstmalige und unvergleichliche Erfahrung. Große Motivation zeigte auch eine Gruppe Eggenfeldener, die sich zusammenschloss, um den gesamten Weg von der Pension in Galtür bis zur Jamtalhütte zu wandern und auf die Fahrt im Bus verzichtete. Insgesamt kamen sie so auf 27,5 km Wegstrecke und über 1000 Hm.
An einem weiteren Tag wurde das KIDZ PAZ-NOWn Team verstärkt durch Kolleginnen und Kollegen des Projekts Freeze-For-Future, welche zusammen mit den Schülerinnen und Schülern des P-Seminars Biologie unter der Leitung von Herrn Röckl virtuelle Gletscherwelten entwickelten. Die Schülerinnen und Schüler eben dieser Eggenfeldener Schülergruppe waren deshalb schon sehr gespannt. Hatten sie doch zu Schuljahresbeginn die Inhalte der VR-Welt nach einem Stimmcoaching Workshop eingesprochen. Das Ergebnis dieses dreijährigen Projekts wurde im Alpinarium Galtür erprobt und getestet. Außerdem wurde im Anschluss das Museum erkundet.
Das Ende der gemeinsamen Woche startete um 04 Uhr morgens mit einer Sonnenaufgangswanderung auf den Galtürer Hausberg, die Gorfenspitze. Noch etwas verschlafen und im Dunkeln die ersten Kehren aufsteigend, erhob sich am Gipfel in einem märchenhaften eine glühorangene Morgensonne über das Wolkenmeer des Jamtals. Wieder unten angekommen schmeckte das Frühstück gleich umso besser.
Der Abschied fiel allen schwer – zu schön waren die gemeinsamen, auch transnationalen Erfahrungen und Begegnungen zwischen dem Tiroler Inntal und dem niederbayrischen Hügelland.
Das gesamte Team von KIDZ PAZ-NOWn dankte ganz herzlich allen Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften Janina Bartsch, Matthias Röckl und Günter Lanner, der Pension Belvedere, dem Paznauntaler Verkehrsunternehmen Wilhelm Siegele GesmbH, der Illwerke AG und dem Alpinarium Galtür und der Raiffeisenbank Arlberg Silvretta eGen für die hervorragende Unterstützung und für die gute Zusammenarbeit. Da das Karl-von-Closen-Gymnasium Eggenfelden eine Erasmus+ akkreditierte Schule ist, wurde das länderübergreifende Projekt von Erasmus+ kofinanziert.









