Gesundheitstechnologie – ein Projekt der Initiative Junger Forscher

Das Thema Gesundheit verbinden die meisten von uns spontan mit Medizin, aber kaum mit Technik und naturwissenschaftlichem Forschen. Die Initiative Junger Forscher, kurz IJF, hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Schülerinnen und Schüler in ganz Bayern in einem spannenden Projekt mit einigen medizintechnischen Anwendungen vertraut zu machen. Dazu besuchten Mitarbeiter der IJF an zwei Nachmittagen im Juni das Karl-von-Closen-Gymnasium. Dank der Förderung durch den Europäischen Sozialfond war das Projekt für die Schule kostenlos.  Im Gepäck hatten die Experten zahlreiche Experimentierstationen und spannende Aufgaben für die 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Jahrgangsstufen 9 bis 11, die sich freiwillig an zwei glühend heißen Nachmittagen im kühlen Physikraum eingefunden hatten. In einer kurzen Einführung stellte Thomas Bretschneider von der IJF das Thema vor. Chemische und physikalische Methoden helfen den Medizinern häufig bei der Diagnose und Überwachung von Krankheiten: Ob Kernspintomograph, Blutuntersuchung, EKG oder Mikroskopie von Krankheitserregern im Blut, viele Standardmethoden wären ohne die entsprechenden technischen Errungenschaften nicht denkbar. Bei der Therapie von Krankheiten spielt die Chemie in der pharmazeutischen Forschung eine große Rolle, aber auch Spezialentwicklungen wie Retinaimplantate oder Mimiksteuerung für Rollstühle unterstützen Erkrankte in ihrem täglichen Leben.

Nach dem kurzen Theorieteil durfte endlich an den Experimentierstationen gearbeitet werden. Jedes Experiment wurde als ein medizinischer Fall dargestellt, den es zu lösen galt. So sollen die Teilnehmer erklären, weshalb der Diabetes-Schnelltest von Herrn O. mal zu hohe, mal zu niedrige Werte im Vergleich zum Bluttest beim Arzt ergibt – und siehe da, die Einnahme von Vitamin C vor einem Test führt zu einem falsch negativen Ergebnis! Bei der EKG-Station wurden die SchülerInnen in die Situation einer Technikerin an einem Telemedizinzentrum versetzt, die mit einem Herzpatienten klären muss, weshalb sein EKG kein sinnvolles Signal ergibt. Anhand der Patientenakte bekommen die Forscher schnell heraus, dass der rot-grün-blinde Patient die Elektroden vertauscht hat und es so zu einem fehlerhaften EKG kam – Problem gelöst!

Gestensteuerung für Rollstühle – wie macht man das am besten? Welche Gesten eignen sich für einen querschnittsgelähmten Menschen, der ausschließlich Muskeln vom Halswirbel aufwärts steuern kann? Diese knifflige Frage wurde mit Hilfe von EEG-Messungen beantwortet. Die ForscherInnen konnten live verfolgen, welche Wirkung Blinzeln, Kopfschütteln oder Rechenaufgaben auf ihre Nervenimpulse hatte, und somit herausfinden, welche der Bewegungen gut oder schlecht geeignet zur Steuerung z.B. eines Rollstuhls sind.

Einem Puzzle glich das nächste Problem – anhand verschiedener Kriterien wie Blutgruppe, Rhesusfaktor und Blutbild unter dem Mikroskop musste man einen geeigneten Blutspender für einen Verunfallten finden, immer in dem Bewusstsein, dass eine falsche Blutspende tödlich für den Patienten enden kann!

Bei der letzten Station ging es nicht um Leben oder Tod, sondern um Wahrheit oder Marketingtrick – stört das Tragen einer Armbanduhr mit Lithium-Ionen-Batterie die Durchblutung der Hand und kann dies durch ein Magnet-Armband rückgängig gemacht werden? Schnell entlarvten die SchülerInnen mit Hilfe einer Wärmebildkamera und Versuchen mit den eigenen Händen das Werbeversprechen als Fake.

Am zweiten Projektnachmittag stand die Entwicklung und das Produktdesign für ein medizinisches Hilfsmittel auf dem Stundenplan. Am eigenen Leib hatten die Teilnehmer in der Woche zuvor leidvoll erfahren, welche Einschränkungen im Alltag man erleidet, wenn man keinen funktionsfähigen Daumen hat. Zwar hatten sie selbst ihn „nur“ für einige Stunden an der Handfläche fixiert, doch schon innerhalb kürzester Zeit wurden zahlreiche Probleme offenbar, angefangen vom Halten von Gläsern oder Besteck bis hin zum Hochziehen einer Hose oder dem Entsperren des Smartphones… In der zweiten Projektphase sollten sie nun eine Prothese oder ein anderes Hilfsmittel entwickeln, um eingeschränkten Personen ihren Alltag zu erleichtern. Auch diese Aufgabe meisterten die Teilnehmer mit großem Engagement im Team.

Neben einem Zertifikat für die Teilnahme konnten alle SchülerInnen beim Projekt einen guten Einblick in Berufsbilder aus dem Bereich der Medizintechnik gewinnen, spannende Experimente durchführen und außerdem gemeinsam viel Spaß beim Lösen der gestellten Aufgaben haben – ein rundum gelungenes Projekt, für das sich Betreuerin Andrea Renner zum Abschluss bei den Mitgliedern der IJF gebührend bedankte.

Andrea Renner