Bas Böttcher – ein Meister der deutschen gesprochenen Poesie als Gast am KvC

„Magisch, magnetisch, geschmeidig im Takt“ – so beginnt Bas Böttchers Gedicht „Der Tanz“

und charakteresiert zugleich wunderbar und treffend die Wirkung der Performance des bedeutenden Poetry Slammers. Er bringt seit Anfang der 90er Jahre Slam-Poesie als Form von rhythmisch-körperlich vorgetragener Lyrik auf die Bühne und gilt als der Begründer der Poetry-Slam-Szene und der digitalen Poesie in Deutschland. Er veröffentlicht Platten und Anthologien, gewinnt viele Wettbewerbe, darunter 1997 die erste deutsche Meisterschaft, um von da an auch als Botschafter dieser Art von Poesie auf Tourneen in der ganzen Welt zu wirken.

Letzten Mittwoch hat sich der sympathische Dichter aber auf die Reise von Berlin nach Niederbayern ans Karl-von-Closen-Gymnasium begeben, um hierher einer Einladung der Fachschaft Deutsch zu folgen. So gab er in der Aula den Schülerinnen und Schülern der 10. und 11. Jahrgangsstufe einen nachhaltigen Eindruck von den Möglichkeiten der Sprache.

Gleich zu Beginn suchte er die direkte Kommunikation mit ihnen und machte sie an Beispielen darauf aufmerksam, dass die Sprache auch über einen selber redet. Denn er habe sich beim Betreten des Schulhauses mit der Begrüßung eines Schülers gleich als „Fischkopf“ geoutet. Mit diesen – tiefgründigen – Späßen hatte er das Publikum gleich auf seiner Seite, das er nun mitnahm auf eine Reise in die Wunderwelt der Sprache. Er veranschaulichte den aufmerksamen Zuhörern die Wirkung rhetorischer Mittel, wie die des Stabreims, den sich einzelne aus einem von ihm vorgetragenen Nonsens-Gedicht merkten. Anhand seines „Liebesgedicht an eine Chinesin“ ließ der Slam-Poet anschließend die Bedeutung des Klangs der Sprache bewusst werden. Er zeigte aber auch den Hang zum „Verkuppeln“ von Wörtern, wie bei WhatsApp, auf. Aber vor allem Sprachparadoxien, wie zum Beispiel in „richtiger Fehler“ und Doppeldeutigkeiten, Sprachspielerisches stellte er in den Mittelpunkt und ließ die Schüler die Bedeutungsmöglichkeiten von „vorübergehende Schönheit“ erläutern. Mit dem Refrain eines Gedichts „Dran glauben! Kram kaufen! Augen schließen! Den Schwindel genießen! schloss er diese Lehrstunde der Mehrdeutigkeit ab.

Einen lebendigen Vortrag und eine Rhythmisierung seines Auftritts erreichte Bas Böttcher, indem er immer wieder die Schüler direkt ansprach, Worträtsel lösen ließ und dazu aufforderte, Stichwörter vorzugeben, nach denen er seine Gedichte auswählte. Er zeigte damit nicht nur eine erstaunliche Flexibiliät und ein großes Repertoire, sondern auch eine besondere Nähe zu seinem Publikum, das Themen wie „Sport“, „Tanz“, „Jugend“ oder „Pause“ vorschlug. Der Höhepunkt war dann gegen Ende der Veranstaltung, als ein Schüler ihn nach der Wurzel seines Lyrikschaffens fragte, und der Poetry Slammer und frühere Band-Musiker mit seiner Methode antwortete: Er rappte die Aula – zusammen mit seinem Publikum, das „geschmeidig im tic-tac-Takt“, im vorgegebenen Rhythmus, mitging.

Die Fachbetreuerin, Kornelia Dannenböck, bedankte sich am Schluss beim Dichter dafür, dass er die Reise auf sich genommen hat, seinem jungen Publikum die Macht der Sprache – ihre Möglichkeiten, aber auch ihre Gefahren – verdeutlicht und damit für einen bewussteren Umgang mit Sprache sensibilisiert hat.