Unbekannte Täter randalieren seit 2017 immer im April auf der Streuobstwiese am Karl-von-Closen-Gymnasium – Vier Mal schon wurden neue Bäume gepflanzt
Von Doris Kessler
Eggenfelden. Zum vierten Mal sind Apfelbäume, die auf der Wiese am Karl-von-Closen-Gymnasium gepflanzt waren, Opfer von Vandalen geworden. Nach 2017, 2018 und 2019 schlugen der oder die Täter nun erneut zu. Stets geschah die Tat parallel zur Gerner Dult, stets wurden ein oder zwei Apfelbäume komplett aus dem Boden gerissen. Die Schule hat nun Anzeige erstattet.
Der „Oberländer Himbeerapfel“ ist eigentlich eine recht resolute Apfelsorte, die es schon seit über 150 Jahren in Deutschland gibt. Die Früchte, dunkel-purpurrot und süß, können bis Mitte Oktober geerntet werden und eignen sich gut dafür, als Lagerapfel den Winter zu überstehen. Der Baum ist robust und eignet sich für den Streuobstanbau – und er ist in Deutschland nur noch selten zu finden. Mit ein Grund, warum die Schülerinnen im November 2016 im Rahmen ihres k.i.d.Z.21-Projekts sich entschieden, genau diese Sorte auf der Wiese hinter dem Gymnasium zu pflanzen. Stolz gruben Nathalie Lopez-Buchner und Julia Kagerer damals den Baum ein.
Doch die Freude darüber, der Pflanze beim Wachsen und Blühen zuschauen zu können und im Herbst 2017 die nach Himbeere schmeckenden Äpfel zu genießen, währte nur kurz. Im April 2017, als in Eggenfelden Gerner Dult gefeiert wurde, suchten Vandalen die Gymnasiumswiese heim. „Sie rissen den Apfelbaum samt der Befestigungspflöcke aus dem Boden“, erinnert sich Biologielehrer und k.i.d.Z.21-Projektleiter Matthias Röckl. Die Pflöcke wurden zurückgelassen, der Baum verschwand spurlos. Die Ernüchterung bei den Kindern war groß. Der Elternbeirat sprang ein: „Dankenswerterweise erklärte man sich bereit, den gleichen Baum wieder zu kaufen“, sagt Matthias Röckl. Groß Aufhebens wurde nicht mehr um die Causa gemacht, man dachte an einen Einzelfall. Im Herbst 2017 wurde der neue Apfelbaum gepflanzt.
Der durfte wachsen und gedeihen – bis zum April 2018. Dann schlugen die Apfelbaumvandalen erneut zu. „Wieder wurde der Baum aus dem Boden herausgerissen“, erklärt Matthias Röckl. Wieder ereignete sich die Tat parallel zur Gerner Dult. Sind es Schüler, die ihren Frust an einer Pflanze auslassen? Halbstarke, die „Bäume ausreißen“ wollen? Es herrscht Rätselraten am Karl-von-Closen-Gymnasium, doch geschlagen geben will man sich nicht .
Dieses Mal sind es die Schüler selbst, die die Initiative ergreifen. Amelie Wagner und Hannah Kubis sind 2018 im aktuellen K.i.d.Z.21-Projekt und organisieren eine Verkaufsaktion. Mit dem Erlös finanzieren sie den Kauf eines neuen Apfelbaumes. Dieses Mal entscheiden sie sich für einen „Winterbananenapfel“: starker Wuchs, süße Früchte, im Herbst geerntet bis in den April des nächsten Jahres lagerfähig. Auch mit der Umwelt-AG um Mirjam Fertl und Sophia Lehnert pflanzt Matthias Röckl einen weiteren Apfelbaum.
Im April 2019 sind es dann zwei Bäume, die den Randalierern zum Opfer fallen. Wieder suchen der oder die Täter die Streuobstwiese während der Gerner Dult heim, reißen beide Bäume aus, lassen die Befestigungsstöcke liegen und verschwinden mit den Jungpflanzen. Lehrer Matthias Röckl ist mittlerweile verzweifelt und ratlos zugleich. „Wir haben überlegt, Kameras aufzustellen oder einen Zaun um die Bäume zu errichten“, sagt er. Am Ende habe man derartige Pläne verworfen – und gehofft, dass der Übeltäter irgendwann die Lust am Bäume ausreißen verlieren würde.
Im Herbst 2019 wurden zwei neue Apfelbäume gepflanzt. Dieses Mal war es Kreisgartenfachberater Bernd Hofbauer, der die Bäume organisierte, der Pflanztrupp des Landratsamtes pflanzte die Bäume ein. Tatsächlich blieben die Bäume im April 2020 und im April 2021 von Vandalismus verschont. „Es war halt keine Gerner Dult“, sagt Matthias Röckl ernüchtert.
In diesem Jahr hat er vor den Osterferien noch nach den Bäumen geschaut, die gerade Blüten angesetzt hatten. „Als dann die Gerner Dult begann, hatte ich schon irgendwie ein komisches Gefühl“, erzählt er. Nur kurz möchte er auf der Streuobstwiese vorbeischauen, um nach dem Rechten zu sehen. Was er sieht, macht ihn sprachlos: „Dieses Mal wurde der Baum circa 40 Zentimeter oberhalb des Bodens einfach umgerissen.“ Die Überreste des Baumes sind spurlos verschwunden, übrig bleibt nur ein kleiner Stumpf.
Die Schule erstattet Anzeige. Weil der Baum mittlerweile eine beachtliche Größe erreicht hat, geht die Polizei von einem Schaden von rund 500 Euro aus. „Dieses Mal konnten der oder die Täter den Baum nicht mehr einfach ausreißen, also sind sie brutaler vorgegangen“, sagt Matthias Röckl. Er geht mittlerweile davon aus, dass sich das stupide Bäume ausreißen zur Gerner Dult in irgendwelchen Köpfen als „Tradition“ festgesetzt hat. Nach einem derart langen Zeitraum glaubt er nicht mehr an die Theorie, dass ein ehemaliger Schüler noch eine Rechnung mit dem Gymnasium offen habe. „Die Schülerinnen, die damals den ersten Baum gepflanzt haben, schreiben gerade ihr Abitur. Das geht seit fünf Jahren so, das ist ein sehr langer Zeitraum.“ Natürlich wird man einen neuen Apfelbaum pflanzen, gibt sich Matthias Röckl optimistisch. Dieses Mal wird man die Pflanze wohl mit einem Zaun schützen müssen, auch wenn das dem Konzept der „Streuobstwiese“ am Gymnasium, die ja auch dazu dient, den Schülerinnen und Schülern das Konzept praktisch erlebbar zu machen, nicht zuträglich ist. Auch eine Kamera wird man wohl installieren. Und natürlich hofft man auf Zeugen, die Beobachtungen gemacht haben. Diese werden gebeten, sich mit der Polizeiinspektion Eggenfelden, Tel. 08721/96050 in Verbindung zu setzen.