Am 9.02.2023 las der Jugendbuchautor Dirk Reinhardt am Karl-von-Closen-Gymnasium vor Neuntklässlern aus seinem Roman „Edelweißpiraten“.
Wie kommt es, dass Jugendliche politischen Widerstand leisten? Diese Frage ist angesichts der Klimaproteste hochaktuell und auch wenn der Zusammenhang ein anderer ist, gibt Dirk Reinhardt in seinem Jugendroman „Edelweißpiraten“ eine Antwort.
Das Buch spielt im Dritten Reich und handelt von einer Clique von Arbeiterjugendlichen aus Köln, die zunächst nicht politisch interessiert sind, sondern die vor allem ihre Freiheit ausleben möchten. Sie geben sich Piratennamen und grenzen sich vor allem durch auffällige Haarschnitte sowie ihr buntes Äußeres von der gleichgeschalteten Hitlerjugend ab. Doch hat dies bald schwere Konsequenzen, sie werden gedemütigt, verlieren ihre Lehrstelle und begreifen, dass sie unter einem verbrecherischen Regime leben. Angesichts ihrer verzweifelten Lage, im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs, beschließen sie etwas zu tun. Sie beginnen, sich mit gefährlichen Flugblattaktionen und Sabotageakten zu widersetzen, geraten damit aber noch mehr in Konflikt mit der Gestapo.
Der Roman beruht auf Fakten, die der Historiker und Germanist Dirk Reinhardt sorgfältig recherchiert hat. Er stützte sich auf Zeitzeugengespräche und nutzte die Jugenderinnerungen der „realen“ Edelweißpiraten, denen die Figuren im Buch ähneln.
Bei seiner Lesung schaffte es Reinhardt, das Interesse der Jugendlichen zu wecken, indem er die geschichtlichen Hintergründe zur Rolle der Hitlerjugend erläuterte. Ziel war es, die Jugendlichen von ihrem Elternhaus zu entfremden und dem NS-Regime gefügig zu machen. Für viele Jugendliche aus armen Verhältnissen war die Gemeinschaft in der HJ mit Aktivitäten wie Zeltlager und Sport aber auch eine Befreiung aus ihrem schweren Alltag. Wer sich dem Regime widersetzte, bekam seine Unterdrückungsmechanismen zu spüren. Schon jugendliche Widerstandskämpfer wurden gefoltert, kamen ins Jugend-KZ oder mussten in den Untergrund gehen.
In den Szenen, die Reinhardt vorlas, wird deutlich, dass die jugendlichen Widerstandskämpfer sich nicht gleichgültig mit dem Unrecht abfinden wollten, sondern bereit waren, trotz ihrer Angst aus Wut und Verzweiflung zu handeln und zu ihren Überzeugungen zu stehen.
Die Neuntklässler waren von der Lesung beeindruckt. Neben den historischen Hintergründen interessierte sie auch der Beruf des Schriftstellers und wollten beispielsweise wissen, wie der Autor mit Schreibblockanden umgeht (lockerlassen, denn es gibt Kreativität nicht auf Befehl) und wie lange er an einem Werk sitzt (im Fall der “Edelweißpiraten waren es eineinhalb Jahre). Einige Schülerinnen wollen nun mit eigenen Aktivitäten reagieren und interviewten den Autor für ein Unterrichtsprojekt.
Anna Raschick