Lyrik im Tick-Tack-Takt: Poetry Slammer Bas Böttcher am KvC

Der Poetry Slammer Bas Böttcher zeigte am Donnerstag, dem 16.02.2023, in der Aula des Karl-von-Closen-Gymnasiums, wie man Jugendliche für den Umgang mit Sprache sensibilisiert und sie für Gedichte begeistert. Mit viel Wortwitz und Sprachspiel beeindruckte er die ca. 120 anwesenden Neunt- und Zehntklässler.

Fachleiterin Kornelia Dannenböck hatte den Berliner zum wiederholten Mal eingeladen und stellte ihn als Begründer der deutschen Poetry-Slam-Szene und digitalen Poeten vor. Auch in Schulbüchern erscheinen seine Gedichte. Ein Poetry Slammer schreibt aber eigentlich immer für die Bühne, was durch Böttchers Auftritt sehr deutlich wurde. Er interagierte ständig mit dem Publikum. Die Schülerinnen und Schüler wurden von ihm auf spielerische Art und Weise aufgefordert zu erläutern, wie sie seine Texte verstehen. So sollten sie beim Gedicht “Rätsel” bestimmte Wörter erraten, die inhaltlich und vom Reim her passten. Außerdem bat er sie um Stichwörter, zu denen er passende Texte aus seinem Repertoire oder auch “freestyle” darbot, das heißt spontan dichtete. Sie handeln von Berlin, Geschwistern oder auch dem Lockdown und leben von Widersprüchen und Doppeldeutigkeiten sowie dem Klang der Sprache. Das Galoppieren der Pferde hörte man in seiner Version von Goethes “Erlkönig”. Im Loblied aufs Fehlermachen hat der Rotstift die Farbe der Liebe, der Versager wird zum Versesager, das Leid zum Lied. Auch den Rhythmus als wichtiges Element der lyrischen Sprache machte er erlebbar. Die eine Hälfte des Publikums sollte mit “Tick”, die andere mit “Tack” nach einem vorgegebenen Beat in seinen Rap miteinstimmen.

Immer wieder ließ Böttcher einfließen, wie er vorgeht, wie er die Sprache, das Handwerkszeug des Dichters, nutzt. “Habt ihr schon einmal Wörter erfunden?”, fragte er oder ermutigte die Jugendlichen, einen neuen Blick auf vertraute Dinge zu werfen: Eine Grenze zum Beispiel teile zwar Gebiete, könne aber auch als eine Verbindungslinie gesehen werden, wo sich Länder aneinanderschmiegen. “Die Macht der Sprache” zeige sich also darin, dass sie neue Realitäten schaffen kann.

Den bewussten Umgang mit Sprache vertiefen konnten einige Schülerinnen im anschließenden Workshop. Bei dieser Gelegenheit trug auch Luisa Schmelcher (9b) ihr Gedicht über Heimweh vor. Sie leitet in diesem Schuljahr den Wahlkurs “Poetry Slam”, der jeden zweiten Dienstag von 13:05h bis 13:50h in Raum O3 stattfindet, das nächste Mal am 8. März.

Am Schluss bedankte sich die Fachschaft Deutsch beim Dichter, dass er auf seiner Reise neben den Metropolen auch Eggenfelden besucht hat. Sie hofft, dass er auch nächstes Jahr wiederkommt, um dem jungen Publikum mit moderner Poesie den sensiblen, aber auch lustvollen Gebrauch der Sprache nahe zu bringen.

Anna Raschick